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Pass gut auf und höre zu.
Dann verstehst du die Geschichte im nu
Sie spielt in einer andren Welt
Entscheide selbst ob sie dir gefällt
 
Oft glaubt man nichts Erzählt’ s ein Stein
Und könnte s auch die Wahrheit sein
Diese Geschichte handelt von vielem
Von Bergen im Himalaja
 
 
Von einem altem Mönch sogar
Und von einem jungen Mann
Was noch passiert erfährst du sodann
Denn diesen Grund will ich erzielen
 
Jetzt hör’ gut zu
Ich erzähl’ s dir im nu
Ich fange mal dann
Mit der Geschichte an
 
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Der Fremde

 
Vor Kälte frierend tappte Malis durch den Schnee. Er floh vor etwas, er konnte nicht mehr. Er lauschte. Um ihn herum herrschte Stille. Nur der Wind heulte, als er durch die Berge fegte. Das gespiegelte Licht der Sonne im Schnee blendete Malis. Seine Glieder wurden immer schwächer und wieder und wieder sackten seine Beine zusammen und er fiel in den Schnee. Aber immer wieder zwang er sich aufzustehen und weiter durch die weiße Welt des Himalajas zu laufen. Erneut sank er in eine tiefe Schneewehe, erneut kämpfte er sich hoch und stapfte tapfer weiter. Er musste es schaffen. Irgendwo musste in dieser gottverlassenen Gegend doch ein Gebäude oder ein sonstiger Unterschlupf sein. Wieder sank er ein. Er bemühte sich aufzustehen, weiter zu gehen. Doch seine Beine gehorchten nicht. Er versuchte zumindest wach zu bleiben. Nicht einschlafen, dachte er immer wieder, nicht einschlafen. Doch auch seine Lider wollten nicht gehorchen. Immer wieder fielen sie zu, bis Malis sich ihren Willen ergab. Vielleicht ist es ganz gut, wenn ich sterbe, dachte er. Dann lehnte er sich zurück und versank, trotz des Schneesturmes, der um ihn herrschte, in einen tiefen, tiefen Schlaf. Um ihn herum ragten die Berge wie Reißzähne in die Höhe, doch er sah und hörte nichts mehr. Wie im Traum stand seine Seele an einem tiefen Abgrund.
 
Einen Kilometer weiter saß Ledas in seiner Hütte in seinem Lehnstuhl. Vor ihm prasselte ein warmes Feuer.
Er war ein Einsiedler und lebte weitab von jeglicher Zivilisation im tibetanischen Himalaja. Von seinem Vater hatte er viele Künste gelernt. So auch das Gedankenlesen. Aber genau diese Kunst hatte ihn weit weg von den anderen getrieben. Er hatte es gehasst sich in anderer Menschen Leben einzumischen. Deshalb war er in diese einsame Hütte gezogen. Aber genau weil er allein wohnte, wunderte es ihn jetzt, als er eine schwache Stimme in seinem Kopf hörte. Sie schien weit weg und doch ganz nah. Ledas hörte genauer hin. Ja, da waren sie wieder. Fünf Worte. „Der Tod“, sagten sie, „er wird kommen.“ Es war jemand in Gefahr, darin bestand für Ledas kein Zweifel. Er sprang behände auf, packte seinen Mantel aus Yakfell und seine alte Heilertasche. Darin befanden sich neben heilenden Kräutern, Mixturen und Kraftgebenden Steinen, auch noch Akupunkturnadeln, die Ledas vor allem wegen ihrer großen Kraft zu Heilen sehr schätzte. Er machte sich auf den Weg. Etwas schien ihn zu weisen. Aus reiner Intuition hin ging er in die richtige Richtung. Bald schon stieß er auf einen Körper, der schlaff im Schnee lag. Ohne lange nachzudenken, rieb Ledas die halberfrorenen Glieder mit Schnee ein und nahm den Körper dann auf seine starken Schultern.
Während er zurück zu seiner Hütte ging, murmelte Ledas Worte, von denen er selbst nicht die Bedeutung kannte. Es schien, als wenn sie aus dem Kopf des Fremden in Ledas Kopf tauchten. Sie waren wie ein Lied, das man einmal hört und dann den ganzen Tag ohne Bedeutung vor sich hinsummt.
Schon hatte der Heilermönch vom Dach der Welt seine Hütte erreicht. Wie im Traum öffnete er die Tür, ging hinein und sperrte das Heulen des Windes aus, indem er die Tür schloss. Er legte den Fremden behutsam auf sein Bett und legte schnell ein neues Holzscheit auf das Feuer. Es flammte kurz auf und prasselte dann munter weiter, nicht wissend, dass draußen ein kräftiger Sturm Schneewehen aufwehte und dann wieder abtrug.
Ein paar Sekunden lang genoss Ledas die wohlige Wärme des Feuers. Danach machte er sich an die Heilung des Fremden. Es war schwer und dennoch musste der Mönch nicht viel tun. Das meiste tat der Körper des Fremden selbst. Ledas leistete nur Hilfestellung. Ab und zu träumte der Fremde, während Ledas oft ein kühles nasses Tuch auf seine Stirn legte. Die Träume waren ein Wirrwarr aus Gedanken, die Ledas nicht zu deuten vermochte. Es kamen fremde Menschen und Schusswaffen darin vor. Es schien Ledas fast so, als sei der Fremde auf der Flucht vor etwas.
Nach solchen Träumen folgte meist eine Zeit, in der der Fremde ganz still da lag und nur seine Lippen bewegte. Sie sprachen dieselben Worte, die Ledas nicht aus dem Kopf gehen mochten: Die Gerechtigkeit wird siegen, wenn sein Tod gerächt ist. Nun hat die Gerechtigkeit gesiegt, denn sein Tod ist gerächt.
So ging das den ganzen Nachmittag und durch die Nacht, bis hin zum Morgen.
Der Sturm hatte sich gelegt und die Morgensonne strahlte vom Himmel herab. Als die ersten Strahlen den Weg über die hohen Berge durch das kleine Fenster in die Hütte fanden, schlug der Fremde die Augen auf. „Wo bin ich?“, waren seine ersten Worte. „Ihr seid in meiner Hütte, Malis.“, antwortete Ledas ruhig. „Wer seid Ihr?“, fragte der Fremde erschrocken, „und woher kennt Ihr meinen Namen?“
„Das ist eine Frage, die ich nicht beantworten darf. Das Einzige, dass wichtig für Euch zu wissen , ist mein Name. Ledas. Und jetzt legt Euch hin und ruht Euch aus.“
Aber Malis stand auf und sah aus dem Fenster. „Ich kann nicht.“, sagte er tonlos, aber Ledas wusste es bereits. „Ihr habt etwas auf dem Herzen. Wollt ihr mir davon erzählen?“ Wieder sagte Malis nur: „Ich kann nicht.“ Mehr sagte er nicht.
Ledas erhob sich von seinem Stuhl und stellte sich neben Malis ans Fenster. Er folgte dessen Blick mit den Augen und sah auf die Berge. Während er sprach schaute er Malis nicht an. „Ihr habt Angst. Große Angst. Ihr wollt nicht, dass ich Eure Geschichte erfahre. Ihr denkt, Ihr brächtet Euch und mich damit in Gefahr.“
Malis nickte nur.
„Hat es mit dem Jungen zu tun, dessen Namen Ihr gerade dachtet?“, bohrte Ledas weiter. Erst sah Malis den Mönch überrascht an, dann begann er mit tonloser Stimme zu sprechen: „Er war mein Bruder. Sie konnten ihn nicht leiden, deshalb töteten sie ihn. Ich habe mir geschworen seinen Tod zu rächen. Ich habe sie verfolgt und gestern habe ich es geschafft. Ich habe die offene Rechnung beglichen. Ein Schuss und schon war es vorbei. Aber die Rache ist nicht süß, wie ich gedacht hatte. Sie ist salzig und bitter. Denn nun kamen sie, die Schuldgefühle. Zum ersten Mal in meinem Leben hatte ich einen Menschen getötet. Es plagte mich mein schlechtes Gewissen und ich versuchte davon zu laufen. Ich hoffte alles zu vergessen. Hinzu kam, dass die Freunde des Ermordeten immer noch hinter mir her sind. Zum Schluss hoffte ich nur noch zu sterben. Doch dann kamt ihr und rettetet mich.“
Eine kurze Weile herrschte Stille. Der Mönch und der Fremde sahen stumm zum Fenster heraus. Dann fragte Ledas: „Ihr wollt also gehen?“ Malis nickte nur. Die Entschlossenheit in seinem Blick duldete keinen Widerspruch.
„So nehmt wenigstens dieses Geschenk von mir.“ Er öffnete seinen Schrank, nahm einen Mantel aus Yakfell, so wie widerstandsfähige Lederschuhe heraus. „Sie werden Euch warm halten.“, erklärte Ledas, als er Malis die Kleidung hinhielt. Dieser nahm sie wortlos an und schritt zur Tür. Er öffnete sie und sah auf die glitzernden, schneebedeckten Berge hinauf. Ohne Ledas anzusehen, sagte er: „Ich werde euch nie vergessen, Meister Ledas.“ Dann stapfte er ohne weiteres Wort durch den Schnee. „Ich werde ebenfalls immer an Euch denken.“, erwiderte Ledas und sah dem forsch vorausschreitenden Menschen nach.
Seit dem Tag an hatte Ledas nichts mehr von dem geheimnisvollen Menschen gehört. Er spürte nur, dass es ihm gut ging. Das reichte ihm. Als Malis bei ihm gewesen war, hatte er eine starke Aura um ihn herum gespürt. Er erinnerte ihn an einen großen Mann, der vor langer Zeit gelebt hatte. Auch hatte sich Ledas nach den verfolgern seines Freundes umgehört. In seinen Gedanken gesucht. Er hatte sie nicht gefunden. Sie schienen nicht mehr zu leben.
 
 
Das war die Geschichte von dem Fremden Malis und dem Mönch Ledas. Vor langer Zeit habe ich diese Geschichte gehört und nun habe ich sie meiner Finderin erzählt und sie hat sie aufgeschrieben. Es ist nun die zweite von vielen Geschichten, die ich, ein Stein aus dem Weltraum, kenne. Und ich kenne noch mehr. Lege mich nur an dein Ohr und lausche meiner Stimme. Oder lese sie, wenn meine Besitzerin sie aufgeschrieben hat. Ich bin viele Millionen Jahre alt und habe demnach auch viel gesehen und gehört. Dies hier war nur ein Bruchteil von dem ganzen, das kannst du mir glauben.
Lese weiter oder mach eine Pause. Ich mache keine, nun höre mir zu. Ich verrate nur so viel: Die nächste Geschichte erzählt von einem Bild.

Bücher und Geschichten sind die Tür in ein anderes Reich. Trau dich, öffne die Tür, trete ein und besuche die Welt der Fantasie, in der alles möglich ist.
Das Copyright meiner Geschichten liegt bei mir. Wer sie verwenden möchte, sollte mich über das Kontaktformular ansprechen oder ins Gästebuch schreiben. Ich möchte darauf hinweisen, dass Ideenklau nicht fair ist und dazu meiner Meinung nach unmoralisch.
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